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Institut für Theoretische Physik II: Weiche Materie - HHU Düsseldorf

Fortgeschrittenen-Praktikum: Weiche Materie - Archiv - Milch und Mayo Lösung

Emulsionströpfchen als zweidimensionale ausgerichtete Ellipsen
Das Problem wird hier 2-dimensional mittels Monte-Carlo-Simulation gelöst. Die Öltröpchen sind Ellipsen mit einer Exzentrizität kleiner als 1. Im Gegensatz zu den ursprünglichen Ellipsoiden ist nun die potentielle Energie der Ellipsen nicht proportional zur Oberfläche sondern zum Umfang der Ellipsen. Die Wechselwirkung der Ellipsen untereinander ist hart.
Zur Berechnung des Umfangs der Ellipsen wird anstelle des vollständigen elliptischen Integrals zweiter Gattung E(e,p/2) eine Näherungsformel verwendet (s. Funktion Umfang() in oel.cpp). Diese Näherungsformel liefert auch für grosse Exzentrizitäten noch Werte, die sehr wenig vom Ergebnis des elliptischen Integrals abweichen.

Die Eingaben
Das Programm oel.cpp benötigt einige Angaben, die der Benutzer frei wählen kann:
Zunächst kann man sich entscheiden ob man zwei Werte für die Halbachsen der beiden gleichgroßen Ellipsen oder deren Flächen angeben möchte. Es ist bei der dann u.U. folgenden Eingabe der Größen der Halbachsen egal welche der beiden die große und welche die kleine sein soll. Die Werte werden ohne Maßeinheiten angegeben.
Das Programm benötigt ferner den Parameter beta. Dieser ist der Quotient aus Oberflächen -
spannung bzw. hier "Längenspannung" und thermischer Energie (k * T).
Die Anzahl der Variationen gibt die Anzahl der gleichzeitigen Veränderungen der Länge der Halbachsen und des Schwerpunktsabstands an.
Der maximale Abstand der Schwerpunkte bestimmt in welchem Bereich der Schwerpunkts - abstand vom Programm variiert werden kann.
Die letzte Eingabe gibt die Grenze vor um die die Längen der Halbachsen maximal zwischen zwei Rechenschritten variieren können.

Der Programmablauf
Nach der Eingabe der Daten bestimmt das Programm einen zufälligen Startabstand der Schwerpunkte der Ellipsen. Dann wird falls möglich als Länge der beiden Halbachsen der Radius eines Kreises mit dem Flächeninhalt einer Ellipse vorgegeben. Ist dies wegen eines Überlapps nicht möglich so startet das Programm mit zwei sich berührenden Ellipsen.
Während der nun folgenden Schleifen werden die Längen der Halbachsen der beiden Ellipsen unabhängig voneinander variiert. Als Ausgangslänge für die Variation dient die Ursprüngliche Länge der Halbachse einer Ellipse. Dagegen wird ein neuer Abstand der Schwerpunkte zufällig aus dem Intervall gewählt, dessen obere Grenze der maximale Schwerpunktsabstand ist.
Überlappen sich die Ellipsen in der neuen Konfiguration so wird automatisch die alte Konfiguration als neue Konfiguration gewählt (Überlapp verboten).
Andernfalls wird über die Annahme der neuen Konfiguration mit Hilfe des Metropolis - Algorithmus entschieden.
Am Ende einer solchen Schleife wird überprüft in welchem, der zu Beginn des Programms bestimmten Schwerpunktsintervalle, sich der Schwerpunktsabstand der neuen Konfiguration befindet. Für dieses Intervall wird dann die Häufigkeit um 1 erhöht. Die Anzahl der zu überprüfenden Intervalle kann im Quelltext mit Hilfe der Konstanten Z verändert werden.
Zu guter Letzt werden die mittleren Energien und Umfänge in den Intervallen bestimmt.

Die Ausgaben
Das Programm oel.cpp liefert vier Dateien:

Ellipse.dat:Diese Datei enthält die absoluten Häufigkeiten dafür, daß sich der Schwerpunkt   der Ellipsen im Abstand d in einem der oben genannten Intervalle befindet.
lnEllip.dat:Diese Datei liefert den negativen Logarithmus der absoluten Häufigkeiten.
Energie.dat:Diese Datei liefert die mittlere Energie der Ellipsen im Schwerpunktsabstand d.
Umfang.dat:Diese Datei liefert den mittleren Umfang der Ellipsen im Schwerpunktsabstand d.

Ergebnisse
Im folgenden werden die Ergebnisse für drei verschiedene Werte von beta graphisch dargestellt.
Für beta wurden die Werte 0.1, 1 und 10 gewählt. In allen drei Fällen wurde als Fläche der Ellipsen F=3.14259 und als maximaler Schwerpunktsabstand d_max=4 bestimmt. Die Anzahl der Variationen betrug 1000000 und die maximale Veränderung der Länge der Halbachsen pro Variation betrug 5 % des maximalen Schwerpunktsabstands. Der maximale Schwerpunkts  - abstand wurde in 50 Intervalle aufgeteilt.
Zunächst wird der mittlere Umfang der Ellipsen in Abhängigkeit des Schwerpunktsabstands eingetragen. Der Umfang eines Kreises, das ist der kleinstmögliche Umfang einer Ellipse, ist als unterer Grenzwert als Linie ebenfalls in das Diagramm eingetragen worden.

umfang.JPG

Man erkennt deutlich, daß ein großes beta in Schwerpunktsabständen größer als zwei nur eine geringe Formfluktuation zuläßt. Der Umfang ist dann annähernd der eines Kreises. Dagegen scheint der Umfang der Ellipsen für kleine beta relativ stark zu fluktuieren. In allen Fällen tendiert der Umfang der Ellipsen für große Abstände gegen einen konstanten Wert. Für kleine Abstände werden die Ellipsen wegen der harten Wechselwirkung zunehmend elliptischer.
In der nächsten Graphik ist der negative logarithmus der absoluten Häufigkeiten über den Schwerpunktsabstand aufgetragen. Man erhält dadurch eine Vorstellung über den qualitativen Verlauf des effektiven Wechselwirkungspotentials zwischen zwei fluktuierenden Ellipsen.

lnelli.JPG

Man erkennt deutlich, daß das effektive Wechselwirkungspotential für Abstände oberhalb des Abstands 2 am niedrigsten ist. Weiterhin erkennt man, daß mit geringer werdendem Schwerpunktsabstand und steigendem beta die effektive Abstoßung der Ellipsen größer wird.
Man findet in diesem Diagramm auch die Erklärung weshalb im ersten Diagramm für kleine Abstände und beta=10 der mittlere Umfang der Ellipsen scheinbar größer als in den anderen beiden Fällen ist. Für die beiden Fälle ist die absolute Häufigkeit=1 und die Werte ergeben sich wahrscheinlich  durch die Startkonfiguration der Ellipsen.


Quellcode des Programms oel.cpp.
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10.12.98
Marco Wischmeier

tp2admin <at> thphy.uni-duesseldorf.de · Last modified: Mon, April 04 2011 15:37:23 · ©2024-ThPhyII